Mittwoch, 2. März 2016

Pressetext zur Veröffentlichung der CD "Rien ne va plus"

Pressetext: Henrik Geidt und seine neue CD “Rien ne va plus” (VÖ 21.03.2014)

"Gerade auf Chansons wie “Rien ne va plus” haben wir lange warten müssen in diesem Land. In Frankreich guter Ton und Tradition, gelingt es Geidt nun nahezu erstmalig Eleganz und beißende Sozialkritik auch in deutscher Sprache zusammenzuführen. Charmant seziert der Herr mit der Melone die Tragik unseres Finanzsystems - und behält dabei sogar seine Würde. Gerade das ein künstlerischer Wesenszug, den nun wahrlich nicht jeder Liedermacher für sich beanspruchen kann." (David Wonschewski, Gründer von “Ein Achtel Lorbeerblatt” / Jury-Mitglied der Liederbestenliste)

"Ihr jüngstes Album "Rien ne va plus ist rundum sauberes Handwerk. Tadellos die Texte, die unaufdringlichen Interpretationen wie feinen musikalischen Arrangements. Verneigung!"  
(Jochen Arlt, Nominator /Juror Preis der deutschen Schallplattenkritik )

Im vergangenen März ist es gewesen. Auf der kleinen Bühne eines kleinen Liedermacherfestivals, welches wiederum in einem – wie kann es anders sein – kleinen oberbayerischen Städtchen stattfand. Dort stand der Saarbrücker Chansonnier Henrik Geidt gemeinsam mit seinem Kontrabassisten Jörg Jenner auf der Bühne, zog alle Register seines reichhaltigen Könnens und musste dennoch feststellen, dass er es beim mundartverwöhnten Publikum alles andere als leicht hatte mit seinen so elegant durchkomponierten und in lupenreinem Hochdeutsch dargebotenen Liedern. Einer dieser Momente, die schnell zu einem Waterloo zu werden drohen. Aus der Geidt jedoch das genaue Gegenteil hat werden lassen: Eine Trendwende. Er bot der Situation die Stirn, holte sich beim Liedermacherfestival in Geretsried den Jury-Preis – und ist selbst am meisten überrascht, wie sehr er seitdem in aller Munde ist. Ein neues Gefühl, ein ungewohntes Gefühl. Vor allem aber: ein längst überfälliges Gefühl.
Seit 2008 veröffentlicht der studierte Musiker bereits CDs, zum größten Teil herausgebracht auf seinem eigenen Label BlueTongueClub – und weiß damit um die Untiefen, die das Musikbusiness mit sich führt. Nein, geschenkt wurde dem so elegant und distinguiert auftretenden Herrn, der bevorzugt im Anzug mit Schlips und Melone auftritt, bis dato nichts. Überhaupt nichts. Und das, obwohl er in den Bereichen Klavier und Gesang über eine für einen Liedermacher auffallend hohe akademische Vorbildung verfügt. Henrik Geidt wollte sich nicht nur seinen eigenen Weg bahnen – er musste es schlichtweg. Eine Notwendigkeit, die Spuren hinterlassen hat. Positive Spuren, wie wir – und so auch die Jury in Geretsried - anhand seiner gerade erst erschienenen sechsten CD ”Rien ne va plus” nun verblüfft feststellen dürfen. Denn dass Henrik Geidt in musikalischer Hinsicht locker mit den großen Chansonniers mithalten kann, das steht bereits seit seiner vom Jazz inspirierten Platte ”Ein neuer Tag, ein neues Glück” außer Frage. Eine Expertise, die ihn in den zurückliegenden Jahren jedoch mehr zu hindern als denn nach vorne zu katapultieren schien, verhedderte er sich nach Art aller vielseitig Begabter doch in der schieren Menge eigener Möglichkeiten. Und so hinterließen seine weiteren Alben zwar vor allem im Saarland einen vollkommen zu Recht großen Eindruck und ließen ihn auch zu einem Stammgast in dortigen Radiostationen und einer regionalen Bekanntheit werden, nur ein eigener und unverkennbarer Geidt-Stil wollte sich einfach nicht herausschälen - bisher. Denn hören wir nun die neuen Chansons, die Geidt uns auf ”Rien ne va plus” präsentiert, so hören wir eine Klangfarbe und vernehmen einen Tonfall, den er sich hart erarbeitet hat in der zurückliegenden Zeit. Dem man genau diese Hartnäckigkeit und diesen unbedingten Willen, das eigene musikalische Handeln immer wieder neu auf den Prüfstand zu stellen, mit keiner gespielten Note anhört. Charmant, elegant und unaufdringlich pointiert, so präsentiert sich Henrik Geidt in seinen elf Stücken – und besetzt damit eine in unseren Landen noch nicht geschlossene Lücke des deutschsprachigen Chansons. Eine Lücke, die irgendwo zwischen Klaus Hoffmann und Malediva liegt und somit Momente der Sehnsucht und Versonnenheit mit einer Prise verschmitzter Lässigkeit vereint.
Und so ist aus Henrik Geidt, der vor einigen Jahren noch zwischen Pop, Schlager und Jazz anzusiedeln war, gemeinhin über Nacht eines der faszinierendsten Exemplare der Gattung Chanson geworden, feiert er in den 11 auf der neuen CD enthaltenen Stücken doch nicht weniger als: das Leben. Er seziert brillant und beschwingt unsere Finanzgesellschaft im Titelsong ”Rien ne va plus”, beweist sich als hintergründiger Alltagsphilosoph in ”Besserwisser” – und rührt alsdann zu Tränen im Vater-Tochter-Stück ”Eine, die mich mag”.
Und so wundert es überhaupt nicht, dass nicht nur die Jury des Liedermacherfestivals in Geretsried Geidt endlich aus dem rein saarländischen Fokus herausholte, sondern inzwischen auch die Jury der Liederbestenliste, in die er jüngst einstieg mit ”Eine, die mich mag”, sowie das Liedermachermagazin ”Ein Achtel Lorbeerblatt”, welches ihn zuletzt wiederholt portraitierte.
Ja, es ist nicht länger zu leugnen. Spätestens seit Geretsried hat sich etwas geändert in der öffentlichen Wahrnehmung dieses Musikers. Wirklich wundern kann das jedoch niemanden mehr. Denn so fabelhaft das Saarland ist – um weiterhin nur dort einen Namen zu haben, nein, dafür sind die Chansons von Henrik Geidt denn doch entschieden zu groß.

Keine Kommentare: