Samstag, 5. März 2016

Pirmasenser Zeitung 3.3.2016 von Markus Fuhser

Ein Troubadour der leisen Art

Henrik Geidt mit Jörg Jenner im „Pünktchen und Anton “

Zum zweiten Mal im „Pünktchen und Anton“ zu Gast waren Henrik Geidt (vorn) und Jörg Jenner. (Foto: Fuhser)
Wer keinen großen Namen hat, und wer hat den schon, der tut sich schwer in der Pirmasenser Livemusik-Landschaft. So ist es Henrik Geidt hoch anzurechnen, dass er nun schon zum zweiten Mal im „Pünktchen und Anton“ auftrat.
Im Saarland ist der Sänger deutschsprachiger Chansons zuhause und die doch größere Nähe unserer Nachbarn zum Französischen mag auch den seltsam ambivalenten Begriff, einerseits deutsch, andererseits Chanson, erklären. Geidts Lieder und Texte könnten auch Schlager genannt werden, wäre der Begriff bei uns nicht hoffnungslos aufs Seichte ausgerichtet. Und die Zeit des Nationalsozialismus hat das ihre getan, um die Tradition des deutschen Schlagers der 20er Jahre radikal zu kappen. Doch in der weiten Welt des Pop hat auch der witzige, melancholische, scharf- wie auch unsinnige Liedtext wieder ein warmes Plätzchen gefunden, wo er blühen und gedeihen darf.
So muss sich Geidt mit seiner Kunst zwischen Pop und Liedermachern verorten lassen, was zählt am Ende, ist eh die Komposition aus Text und Musik an sich. Der studierte Musiker gibt an seinem elektronischen Klavier, das auch mal wie ein Harmonium klingt, den abgeklärten, eleganten Unterhalter, stark unterstützt von Jörg Jenner am Kontrabass, der auch mal ganz eigen eine zweite Stimme im Refrain oder einen winzig-kurzen Kommentar einfließen lässt.
Geidts Texte sind hochverdichtete Erzählungen aus dem Alltag, oft mit leiser Ironie durchwirkt, die auch als Gedichte für sich stehen könnten. Doch erst mit der „Minimalmusik“ von ihm an den Tasten und den Jennerschen Kontrabassläufen wird meist ein kleines Kunstwerk draus. Sei es der Blick auf den Marketingwahnsinn mit Punktesammeln und dem Drücken von Zufriedenheitsknöpfen im Baumarkt, oder der Selfie-Stick, der überall in die Welt ragt, um den Fotografen weiblich wie männlich optimal beim Stützen des schiefen Turms zu Pisa, mit der Mona Lisa oder auch der Queen aufs digitale Bild zu bannen.
Man muss diese Art der Weltbetrachtung mit leiseren Tönen natürlich mögen, die sanfte Melancholie, die Liebeslieder wie „Sommer 84“ und auch die Liebeserklärung an die kleine Tochter („Eine die mich mag“) grundiert. Musik, die sehr gut ins Pünktchen und Anton passt, auch wenn, siehe Intro des Textes, an diesem Abend noch reichlich Platz war. Auch seinen Zwiespalt bei der Kindererziehung hat Geidt in Verse gefasst: Mit dem Strom zu schwimmen mag leichter sein. Doch des Vaters Segen hat das Kind auch, wenn es, weil das Herz es will, den eigenständigen „Weg der Dornen“ wählt. Das alles im Lied musikalisch gefasst von einem jazzigen Fender-Rhodes-Pianosound, und auch da passte Jenners Spiel auf dem Zupf- und Streichbass wunderbar.
Doch Geidt kann auch etwas – für seine Verhältnisse – boshafter, wenn es wie beim schwungvollen „rien ne va plus“ um Raffen und die Bankenwirtschaft geht oder ganz lokal um die äußerst schräge Marketingaktion „Frühling im Gewerbepark“. Vieles aus den musikalischen Kosmen von Klassik bis Rock zitiert der Klavierspieler, doch genauso raffiniert und beiläufig wie das Ironische in seinen Texten.
Fünf CDs hat der Chansonnier (ja, doch) schon produziert, die meisten der Lieder des Abends sind auf der letzten versammelt, die den Titel „Beziehungsweisen“ trägt. Wer sich ein Bild (und einen Klang) von der großen Kleinkunst des Sängers und Klavierspielers machen will, der hat auf www.henrikgeidt.de einige Gelegenheiten dazu. (mfu)

Mittwoch, 2. März 2016

Pressetext zur Veröffentlichung der CD "Rien ne va plus"

Pressetext: Henrik Geidt und seine neue CD “Rien ne va plus” (VÖ 21.03.2014)

"Gerade auf Chansons wie “Rien ne va plus” haben wir lange warten müssen in diesem Land. In Frankreich guter Ton und Tradition, gelingt es Geidt nun nahezu erstmalig Eleganz und beißende Sozialkritik auch in deutscher Sprache zusammenzuführen. Charmant seziert der Herr mit der Melone die Tragik unseres Finanzsystems - und behält dabei sogar seine Würde. Gerade das ein künstlerischer Wesenszug, den nun wahrlich nicht jeder Liedermacher für sich beanspruchen kann." (David Wonschewski, Gründer von “Ein Achtel Lorbeerblatt” / Jury-Mitglied der Liederbestenliste)

"Ihr jüngstes Album "Rien ne va plus ist rundum sauberes Handwerk. Tadellos die Texte, die unaufdringlichen Interpretationen wie feinen musikalischen Arrangements. Verneigung!"  
(Jochen Arlt, Nominator /Juror Preis der deutschen Schallplattenkritik )

Im vergangenen März ist es gewesen. Auf der kleinen Bühne eines kleinen Liedermacherfestivals, welches wiederum in einem – wie kann es anders sein – kleinen oberbayerischen Städtchen stattfand. Dort stand der Saarbrücker Chansonnier Henrik Geidt gemeinsam mit seinem Kontrabassisten Jörg Jenner auf der Bühne, zog alle Register seines reichhaltigen Könnens und musste dennoch feststellen, dass er es beim mundartverwöhnten Publikum alles andere als leicht hatte mit seinen so elegant durchkomponierten und in lupenreinem Hochdeutsch dargebotenen Liedern. Einer dieser Momente, die schnell zu einem Waterloo zu werden drohen. Aus der Geidt jedoch das genaue Gegenteil hat werden lassen: Eine Trendwende. Er bot der Situation die Stirn, holte sich beim Liedermacherfestival in Geretsried den Jury-Preis – und ist selbst am meisten überrascht, wie sehr er seitdem in aller Munde ist. Ein neues Gefühl, ein ungewohntes Gefühl. Vor allem aber: ein längst überfälliges Gefühl.
Seit 2008 veröffentlicht der studierte Musiker bereits CDs, zum größten Teil herausgebracht auf seinem eigenen Label BlueTongueClub – und weiß damit um die Untiefen, die das Musikbusiness mit sich führt. Nein, geschenkt wurde dem so elegant und distinguiert auftretenden Herrn, der bevorzugt im Anzug mit Schlips und Melone auftritt, bis dato nichts. Überhaupt nichts. Und das, obwohl er in den Bereichen Klavier und Gesang über eine für einen Liedermacher auffallend hohe akademische Vorbildung verfügt. Henrik Geidt wollte sich nicht nur seinen eigenen Weg bahnen – er musste es schlichtweg. Eine Notwendigkeit, die Spuren hinterlassen hat. Positive Spuren, wie wir – und so auch die Jury in Geretsried - anhand seiner gerade erst erschienenen sechsten CD ”Rien ne va plus” nun verblüfft feststellen dürfen. Denn dass Henrik Geidt in musikalischer Hinsicht locker mit den großen Chansonniers mithalten kann, das steht bereits seit seiner vom Jazz inspirierten Platte ”Ein neuer Tag, ein neues Glück” außer Frage. Eine Expertise, die ihn in den zurückliegenden Jahren jedoch mehr zu hindern als denn nach vorne zu katapultieren schien, verhedderte er sich nach Art aller vielseitig Begabter doch in der schieren Menge eigener Möglichkeiten. Und so hinterließen seine weiteren Alben zwar vor allem im Saarland einen vollkommen zu Recht großen Eindruck und ließen ihn auch zu einem Stammgast in dortigen Radiostationen und einer regionalen Bekanntheit werden, nur ein eigener und unverkennbarer Geidt-Stil wollte sich einfach nicht herausschälen - bisher. Denn hören wir nun die neuen Chansons, die Geidt uns auf ”Rien ne va plus” präsentiert, so hören wir eine Klangfarbe und vernehmen einen Tonfall, den er sich hart erarbeitet hat in der zurückliegenden Zeit. Dem man genau diese Hartnäckigkeit und diesen unbedingten Willen, das eigene musikalische Handeln immer wieder neu auf den Prüfstand zu stellen, mit keiner gespielten Note anhört. Charmant, elegant und unaufdringlich pointiert, so präsentiert sich Henrik Geidt in seinen elf Stücken – und besetzt damit eine in unseren Landen noch nicht geschlossene Lücke des deutschsprachigen Chansons. Eine Lücke, die irgendwo zwischen Klaus Hoffmann und Malediva liegt und somit Momente der Sehnsucht und Versonnenheit mit einer Prise verschmitzter Lässigkeit vereint.
Und so ist aus Henrik Geidt, der vor einigen Jahren noch zwischen Pop, Schlager und Jazz anzusiedeln war, gemeinhin über Nacht eines der faszinierendsten Exemplare der Gattung Chanson geworden, feiert er in den 11 auf der neuen CD enthaltenen Stücken doch nicht weniger als: das Leben. Er seziert brillant und beschwingt unsere Finanzgesellschaft im Titelsong ”Rien ne va plus”, beweist sich als hintergründiger Alltagsphilosoph in ”Besserwisser” – und rührt alsdann zu Tränen im Vater-Tochter-Stück ”Eine, die mich mag”.
Und so wundert es überhaupt nicht, dass nicht nur die Jury des Liedermacherfestivals in Geretsried Geidt endlich aus dem rein saarländischen Fokus herausholte, sondern inzwischen auch die Jury der Liederbestenliste, in die er jüngst einstieg mit ”Eine, die mich mag”, sowie das Liedermachermagazin ”Ein Achtel Lorbeerblatt”, welches ihn zuletzt wiederholt portraitierte.
Ja, es ist nicht länger zu leugnen. Spätestens seit Geretsried hat sich etwas geändert in der öffentlichen Wahrnehmung dieses Musikers. Wirklich wundern kann das jedoch niemanden mehr. Denn so fabelhaft das Saarland ist – um weiterhin nur dort einen Namen zu haben, nein, dafür sind die Chansons von Henrik Geidt denn doch entschieden zu groß.

Konzertkritik 29.02.2016 RHP Pir von Fred Schütz

Quelle: RHP Pir vom 29.02.2016, Fred Schütz

CD Rezension "Beziehungsweisen" von Fred Schütz

Quelle: RHP Pir vom 23.02.2016, Fred Schütz

Sonntag, 14. Juni 2015

Rezension "Beziehungsweisen" Juni 2015 EAL


von David Wonschewski
Es gäbe für ihn, so ließ Henrik Geidt anlässlich der Veröffentlichung seines letztjährigen Albums „Rien ne va plus“ verlauten, bisher schlichtweg keinen Anlass das Saarland zu verlassen. Ein Statement, das in erster Linie privater Natur ist, lebt der so umtriebige und weitgereiste Chansonnier doch seit seiner Geburt dort. Ein Umstand, der – und damit schlagen wir den Bogen zum künstlerischen Bereich – von den Medien bisher allerdings wahlweise als Alleinstellungsmerkmal oder aber Stigma kommuniziert wird. Denn seit der studierte Musiker 2008 sein Debütalbum vorgelegt hat, hat Henrik Geidt sich fraglos zu einem der zuvorderst zu nennenden Chansonniers seines Bundeslandes entwickelt, dessen Lieder gern gesendet werden über die Kanäle des Saarländischen Rundfunks – jenseits seiner Heimat ist bis dato dafür umso abrupter Schluss, geht bei Sendeanstalten wie Veranstaltern allzu schnell und allzu unberechtigt der Vorhang runter. Zu Unrecht, wie er nun mit seiner CD „Beziehungsweisen“ zum – man weiß schon gar nicht mehr wievielten Male – unter Beweis stellt.
Seine Vielseitigkeit (Geidt verfügt neben dem Chanson auch über weitreichende Ausbildung und Erfahrung im Jazz, in der Kirchenmusik oder mit seinem Bariton auch im Opernbereich) stand dem sympathischen Saarländer bis zu „Rien ne va plus“ fast noch mehr im Weg als seine Herkunft; war dieser Vielseitigkeit bei aller fachlichen Brillanz doch anzuhören, dass der so sehr in seiner Heimat Verwurzelte musikalisch auf der Suche war. Pop-, Rock-, vereinzelt sogar elektronische Spielereien ließen zwar sofort aufhorchen unter jenen, die sich freuten über so viel ungebändigte Experimentierlust, sie ließen sich nur denkbar schlecht in Schubladen stecken, so dass Geidt schnell den Ruf bekam zwar mutig, aber kaum verlässlich einsortierbar zu sein.
Mit „Rien ne va plus“ erfolgte 2014 dann der Schwenk, Geidt beschloss seine diversen musikalischen Talente nicht mehr zeitgleich vom Stapel zu lassen und sich selbst einer klanglichen Reduktion zu unterziehen. Geidt am Piano, begleitet von seinem Freund und Kollegen, dem Kontrabassisten Jörg Jenner, mehr brauchte es nicht. Mut zur Sparsamkeit, so könnte man das Konzept nennen. Mit dem Geidt dementsprechend auch außerhalb des Saarlandes erste Erfolge feiern konnte. Beim Liedermacherfestival in Geretsried erhielt er den Jurypreis und – auch nicht von schlechten Eltern – eine Nominierung zum Preis der Deutschen Schallplattenkritik.
Und nun also „Beziehungsweisen“, eine Platte, die eindrucksvoll zeigt wie sehr ein nicht mehr ganz so breitgefächerter Stil wie ehedem doch zugleich eine künstlerische Fortentwicklung sein kann. Denn Geidt, es lässt sich nicht anders sagen, blüht auf. Bei aller Brillanz, so merkt man nun in der Rückschau, hatten die Chansons auf „Rien ne va plus“ dennoch stets ein wenig gewirkt als sei Geidt ein Autofahrer, der nachts und bei Nebel auf einer schlecht beleuchteten Landstraße unterwegs ist. Konzentration als höchstes Gebot. Davon ist auf „Beziehungsweisen“ nun gar nichts mehr zu verspüren, denn ohne sein so wunder passendes neues Klangkorsett zu verlassen versprüht der Chansonnier eine Spiellaune, die gerade in einem Lied wie „Allerletzte Runde“ mitsamt seiner so wirkungsvoll in Szene gesetzten Klarinette fast schon Klezmer-Züge trägt. Beschwingt reißt das Stück uns mit, unentrinnbar werden wir in diesen feierlustigen Refrain hineingezogen, werden verschluckt von Wein, Weib und Gesang.
Überhaupt diese leicht angesäuselten Liebeslieder, sie scheinen – mal romantisch, mal ausgelassen, mal sanft ironisch – Geidts wirkliches, sein neues Alleinstellungsmerkmal zu sein. Nicht weniger als das erkennen wir anhand einer Komposition wie „Wär doch mal schön“, in der es ihm gelingt die Härte des Beziehungsalltags spielerisch tänzelnd mit einem Schmunzeln unters Volk zu bringen, derweil „Das sogenannte Leben“ textlich wie eine expressionistische Landschafts- und Menschenbeobachtung in introvertiert-feinsinnigem Klanggewand daherkommt. Hätte das Lied keinen Refrain, keine Melodie – es wäre immer noch hohe Poesie.
Ja, es lässt sich nicht anders sagen, Geidts Liedermacherqualitäten entfalten sich am besten dann, wenn – wie auch im an und für sich etwas depressiv gehaltenen Gesellschaftsuntergangsstück „Die fetten Jahre“ – seine poetische Beobachterbegabung auf seine Lust an schwelgerischer musikalischer Untermalung trifft. Denn dann, immer dann wird aus dem Saarländer Henrik Geidt, vielleicht tatsächlich einem Chansonnier unter vielen, ein Künstler wie wir ihn – Reinhard Mey einmal außen vor gelassen – kaum, vielleicht gar nicht mehr finden in unseren Breiten: Der unaufdringliche, aber zu allem bereite Tröster. Auch auf „Rien ne va plus“ hatte es bereits diese Lieder gegeben, in denen Geidt unsere Hand nahm, um mit uns durch die Stürme des Lebens zu gehen. Dass sie uns hier, auf „Beziehungsweisen“, nun aber so nachhaltig berühren ist seiner Stimme geschuldet. Denn dass der ausgebildete Opernsänger keiner fachlichen Hinweise mehr bedarf, das dürfte außer Frage stehen. Dass es aber jemanden brauchte, der ihm das Vertrauen gibt auch hier ein paar Gänge runterzuschalten und darauf zu vertrauen, dass seine Stimme auch dann noch trägt, wenn sie ein wenig einbüßt von ihrer klassisch antrainierten Perfektion, ja sie dadurch einfach nur menschlicher und wärmer wird, näher an uns heranrückt, das ist offensichtlich.

https://einachtellorbeerblatt.wordpress.com/2015/06/05/rezension-henrik-geidt-beziehungsweisen/

Dienstag, 27. Januar 2015

Pirmasenser Zeitung 27.01.2015

Vom Leben und der Liebe

Der Komponist Henrik Geidt gastierte im „Pünktchen und Anton“

Henrik Geidt (links) und sein fulminanter Kontrabassist Jörg Jenner sorgten für einen bewegenden Abend im „Pünktchen & Anton“. (Foto: D. Müller)
Einen musikalisch sehr anspruchsvollen Start ins neue Jahr erlebten die Besucher in gemütlicher Runde im Pirmasenser Kulturcafé „Pünktchen & Anton“. Der Komponist, Sänger und Keyboarder Henrik Geidt war mit dem neuem Album „Rien ne va plus“ zu Gast, an seiner Seite Kontrabassist Jörg Jenner. Durch die Bank präsentierte er Songs, mit denen er das Leben und die Liebe und all die damit einhergehenden Höhen und Tiefen nachzeichnete.
Dabei fesselte der sehr selbstbewusst auftretende, aber dennoch sympathisch daher kommende Chansonnier mit bildgewaltigen Metaphern in tiefsinnigen, intelligenten Texten, die zum Nachdenken einluden und auch in melodischer Hinsicht ungemein farbenfroh in Szene gesetzt werden. Bei allem textlichen und musikalischen Tiefgang hatte Geidt dennoch jedem einzelnen Stück einen sehr eingängigen Charakter verpasst und ließ so seine Musik nicht verkopft erscheinen. Man spürte beim Hören der Lieder, dass da einer Emotion anstelle von Kalkül in die Waagschale geworfen hat, sonst wäre ein derart intensives Abtauchen in seine Geschichten für den Zuhörer überhaupt nicht möglich.
Eine latente Melancholie zieht sich selbst durch die positiver strahlenden Lieder des Saarländers, für den sein Keyboard glücklicherweise nicht einfach nur ein Begleitinstrument darstellt. Seine rechte Hand ließ die Melodien tanzen, die die Inhalte perfekt lange nachhallen ließen. Da war jedes einzelne Bindeglied und melodischer Hauptstrang in sich stimmig und ausgereift.
Und dank seiner feinen Texte, augenzwinkernder Betonung und seiner entsprechenden Mimik gab’s immer wieder auch was zu schmunzeln und so umspannte er all die Emotionen, die auch das echte Leben mit sich bringen sollte, im besten Fall. So hielt er jedem den Spiegel vor, in dem man seine eigenen Erfahrungen und Eindrücke des Lebens nachfühlen konnte. Es ist bedauerlich, dass einem solch bemerkenswerten Künstler nicht die großen Bühnen offen stehen. Aber andererseits können somit Kulturcafés wie das „Pünktchen & Anton“ extravagante Abende anbieten und den wirklich interessierten Musikliebhabern ein besonderes Event in intimer Atmosphäre bieten. (dir)

Rheinpfalz vom 26.01.2015 von Fred Schütz